Pumpstationen am Ufer der Zuiderzee
Wie bewohnbar und lebensfähig die Niederlande sind, hängt stark mit dem Hochwasserschutz zusammen, denn ein großer Teil des Landes liegt unter dem Meeresspiegel. Auf der LF Zuiderzeeroute entdecken wir die Spuren der Zuiderzee in der Landschaft und sehen, wie die Zuiderzee diese mitgestaltet hat. Auch ausgeklügelte Wasserschutzwerke liegen auf unserer Route.
Wasserwirtschaft
Die Wasserwirtschaft spielt in den Niederlanden bereits seit dem 10. Jahrhundert eine zentrale Rolle. Das Land hinter den Deichen wird trocken gehalten und vor Hochwasser geschützt. Durch Entwässerung, Ausgrabung und Abholzung sackte der Boden im Laufe der Jahre ab. Die Bewohner mussten kreativ sein und Deiche und Erdaufschüttungen („Terpen“) anlegen. Auf der LF Zuiderzeeroute kommen wir an einigen dieser Deiche und künstlich aufgeschütteten Hügel vorbei. Auch die Ableitung des Wassers ist von entscheidender Bedeutung. Neben der natürlichen Entwässerung nutzen die Niederländer seit dem Mittelalter ein aktives Grundwassermanagement und Pumpstationen.
Eine Pumpstation ist im Grunde genommen eine sehr große Pumpe, die Wasser von einem niedrigeren in einen höheren Bereich befördert. Niederschläge und Wasser, das in den Polder gelangt, muss abgepumpt werden. Mit den Pumpstationen wird der Wasserstand gehalten. Je nach Gebiet, in dem sich eine Pumpstation befindet, bezeichnen die Niederländer sie als „Poldergemaal“ (Polderpumpwerk) oder „Boezemgemaal“ (Speicherpumpwerk). Ein „Poldergemaal“ mündet fast immer in ein Speicherbecken, einen Fluss oder einen Kanal. Ein „Boezemgemaal“ befördert das Wasser in einen Fluss, einen Kanal oder ins Meer.
Pumpstationen Warder und Cees Mantel
Auf den 440 Kilometer rund um die Zuiderzee sehen wir einige dieser Pumpstationen. Kurz nach dem Dorf Warder erreichen wir das moderne Pumpwerk Warder aus dem Jahr 1998. Von einem Aussichtspunkt auf dem Deich ist das Pumpwerk inmitten der endlosen grünen Wiesen mit den schnurgeraden Wassergräben sehr gut zu sehen. Die Provinz Nordholland liegt hauptsächlich unter dem Meeresspiegel, und das ist von hier aus gut zu erkennen. Der Wasserstand im Markermeer hinter uns ist wesentlich höher. Die Pumpstationen pumpen das Wasser ins Markermeer und halten so den dahinter liegenden Polder trocken. Etwas weiter, vorbei Schardam, befindet sich die Pumpstation Cees Mantel, die erst 2017 eröffnet wurde. Diese kann bis zu 2.000 m3 Wasser pro Minute pumpen, also etwa die Größe eines olympischen Schwimmbeckens. Fische können die Pumpstation in zwei Richtungen passieren.
Pumpstationen werden zum Museum
In der Nähe von Andijk und sieben Kilometer westlich von Medemblik befinden sich hinter dem Deich zwei ehemalige Pumpstationen, die heute ein Museum beherbergen: das Poldermuseum in der ehemaligen Pumpstation „Het Grootslag“ und das Niederländische Stoommachinemuseum (Niederländisches Dampfmaschinenmuseum) in der ehemaligen Dampfpumpstation „Vier Noorder Koggen“.
Gleich nachdem wir Medemblik verlassen haben, radeln wir an einem imposanten Pumpwerk aus dem Jahr 1930 vorbei. Dieses hält den Polder Wieringermeer trocken. Das elektrische Pumpwerk ist nach dem Ingenieur Cornelis Lely, dem Initiator der Zuiderzee-Werke, benannt und es gehört zu den größten Wasserbauprojekten der Welt.
Pumpwerk Smeenge
Bei Kraggenburg im Noordoostpolder radeln wir an der Pumpstation Smeenge vorbei. Sie wurde am 22. April 1941 in Betrieb genommen. Der Noordoostpolder wurde am 9. September 1942 trockengelegt, unter anderem mittels der Pumpstation Buma. Insgesamt wurden ungefähr 1.500 Millionen Kubikmeter Wasser aus dem Polder gepumpt, von denen etwa 375 Millionen durch die Pumpstation Smeenge abgepumpt wurden. Das Pumpwerk wurde nach dem liberalen Politiker H. Smeenge benannt, einem großen Verfechter der 1885 gegründeten Zuiderzeevereniging. Diese Vereinigung führte Forschungsarbeiten bezüglich der Einpolderung der Zuiderzee, des Wattenmeeres und des Lauwerszees durch. Der „Dienst der Zuiderzeewerken“ beauftragte den Architekten D. Roosenburg aus Den Haag mit dem Entwurf des Gebäudes für die Pumpstation in funktionalistischem Stil. Ein Besuch hier ist empfehlenswert.
Pumpstation Lovink
In Ost-Flevoland gibt es drei Pumpstationen. Die kleinste der drei Pumpstationen ist das Lovink-Pumpwerk in Biddinghuizen. Diese Pumpstation wurde nach Dr. H.J. Lovink (1866-1938) benannt. Dieser hatte den Vorsitz des Staatskomitees, das die Trockenlegung des Zuiderzee-Polders vorbereitete und daher am Bau des Proefpolder Andijk (Pilotpolder Andijk) beteiligt war. Die Pumpstation wurde 1957 in Betrieb genommen, um gemeinsam mit den Pumpstationen Colijn und Wortman den ostflevoländischen Polder zu entwässern. Wer die Pumpstation besichtigen möchte, muss dazu einen kleinen Abstecher von der Route machen.
Während der Fahrt auf der LF Zuiderzeeroute kommen wir an weiteren Pumpstationen vorbei, deren Besichtigung empfehlenswert ist:
- Wouda-Pumpstation
- Dampfpumpstation Arkemheen
- Pumpstation A.F. Stroink